Fachtagung „Kinderrechte kommunal“: Starke Impulse für echte Mitbestimmung gesetzt
Mit viel Energie und einer klaren Mission: Am 21. und 22. Oktober 2024 verwandelte sich das Haus der Jugend in Frankfurt am Main in einen lebendigen Ort für Kinderrechte. Die Fachtagung „Kinderrechte kommunal“, organisiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinderinteressen e.V. sowie der Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention und gefördert von der Stadt Frankfurt, versammelte über 60 engagierte Fachkräfte, Politiker:innen und Expert:innen aus ganz Deutschland. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der Einfluss und die Wirksamkeit von Kinder- und Jugendbeteiligung auf kommunaler Ebene gesichert werden können.
Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention: Mehr als nur Gehör finden!
Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Fachtagung war Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention, der in Deutschland als Bundesgesetz gilt. Dieser Artikel sichert Kindern und Jugendlichen das Recht, in allen sie berührenden Angelegenheiten ihre Meinung frei zu äußern und gewährleistet deren angemessene Berücksichtigung. Das Laury-Lundy-Modell, vorgestellt von Claudia Kittel vom Deutschen Institut für Menschenrechte, umfasst vier Punkte für eine erfolgreiche Umsetzung.
„Kinder und Jugendliche müssen erleben, dass ihre Stimme zählt – nur so bleibt Partizipation keine leere Hülle“, betonte Dr. Susanne Feuerbach, Vorstand der BAG Kinderinteressen e.V. und Amtsleiterin des Frankfurter Kinderbüros, in ihrem Vortrag. Sie plädiert dafür, die Möglichkeiten der Rechtsanwendung bekannter zu machen und die Mitbestimmungsprozesse konsequent zu evaluieren.
Spannende Praxisbeispiele aus Mannheim und Nürnberg
Zur Frage, wie die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen in der kommunalen Praxis gelingt, lieferten inspirierende Beispiele Vertreterinnen aus den Städten Mannheim und Nürnberg. In Mannheim wirken Kinder und Jugendliche aktiv an der Neugestaltung des Swansea-Platzes (ein innerstädtischer Quartiersplatz) mit – auch wurde nach Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention die Vorrangstellung des Kindeswohls von der Vorbereitung bis zur konkreten Planung im Blick behalten. Auch die Nürnberger Kinderversammlungen lieferten wertvolle Einblicke. Hier können Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren ihre Anliegen zu Themen wie Verkehrssicherheit und Tierschutz vorbringen, wobei sie das alleinige Rederecht haben und Erwachsene nur beratend agieren.
In weiteren Konsultationen tauschten die Teilnehmer:innen etwa Ideen zur Kommunikation mit Pädagog:innen, Politiker:innen und Eltern sowie zur Erstellung von Verwaltungsleitfäden und Stellenprofilen für kommunale Kinder- und Jugendbeauftragte aus.
Fishbowldiskussion: Was brauchen Kommunen für wirksame Kinderbeteiligung?
Abschließendes Highlight der Fachtagung war eine Fishbowldiskussion, in der Vertreter:innen aus Praxis und Politik über die Wirksamkeit von Kinder- und Jugendbeteiligung in Kommunen debattierten. Kevin Saukel, Honorargeschäftsführer des StadtschülerInnenrats Frankfurt, sprach über die Schwierigkeit, mit seinen Anliegen durchzudringen: „Die Beziehung zur Politik ist kompliziert – wir müssen uns ständig kommunikativen Herausforderungen stellen.“ Miriam Zeleke vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales resümierte: „Einige Dinge funktionieren bereits gut, doch es gibt noch viel zu tun, besonders wenn man bedenkt, dass nur sieben Prozent der jungen Menschen angeben, in ihrem Wohnort beteiligt zu werden.“
Gemeinsames Ziel: Kinderrechte nachhaltig stärken
Die zweitägige Fachtagung war mehr als nur ein Wissensaustausch – sie markierte den Beginn einer neuen Etappe, die Partizipation junger Menschen motiviert und fundiert in den Vordergrund zu rücken. Die Verbindung der Artikel 3 und 12 der UN-Kinderrechtskonvention, die während der Fachtagung deutlich herausgearbeitet wurde, präzisierte den klaren Auftrag an die Kommunen.
Die Teilnehmer:innen kehrten mit frischen Ideen und wertvollen Kontakten in ihre Kommunen zurück, um dort Kinder und Jugendliche wirkungsvoll und nachhaltig in Entscheidungsprozesse einzubinden.
„Veranstaltungen wie diese sind entscheidend, um Kinderrechte stärker ins Bewusstsein zu rücken. Die Tagung hat deutlich gemacht, wie vielfältig Kinder- und Jugendbeteiligung gestaltet werden kann und dass bereits viele funktionierende Ansätze existieren. Dennoch bleibt Potenzial für weitere Fortschritte. Wir freuen uns auf die nächste Fachtagung im kommenden Jahr in Weimar, die den Schwerpunkt auf vulnerable Kinder und Jugendliche legen wird“, sagt Olaf Boye, Vorstand der BAG Kinderinteressen e.V. und Geschäftsführer des Kinderschutzbunds Sachsen.
Eindrücke der Fachtagung 2024: